Freitag, 4. September 2009

29.08.2009 Samstag


Nachdem die Sonne aufgegangen ist wird gefrühstückt und Klar Schiff gemacht. Da der Wind jetzt von hinten kommt, wird das Ankereinholen etwas knifflig. Zuerst muß der Heckanker hoch, dadurch sind wir aber frei und würden uns um den Hauptanker drehen und auf die Fel-senküste treiben. Also Kat mit Maschine gerade halten. Solange der Heckanker aber nicht frei ist, besteht die Gefahr, dass er in den Propeller kommt, wenn sich die Schraube dreht. Das Aufholen der Ankerkette und des Heckankers geht erfreulich rasch. Auch der Hauptanker lässt sich schnell aufholen. Wir verzichten auf einen Besuch bei der Penguin und fahren los. Nach kurzer Zeit biegen wir in einen natürlichen Kanal ein, der nach Gaios führt. Teilweise wird es so eng, dass uns keiner entgegenkommen darf. Vor dem Ort weitet sich das Hafenbe-cken etwas und man könnte anlegen, wäre nicht das Schild, „Anlegen zwischen 10.00 und 17.00 verboten. Nach der Erfahrung in Leuka fahren wir weiter, obwohl zahlreiche andere Schiffe dort liegen. Es geht Richtung Prevezza. Wieder begegnen uns Delphine. Es hat mehr Wind aber genau von vorne. Entgegen den Angaben des Revierführers und des Wetterberich-tes. Es sind einige Schiffe unterwegs, auch viele schnelle Motoryachten. Eine hält direkt auf uns zu und dreht erst im letzten Moment ab. Wahrscheinlich war der Bootsführer von der malerisch auf dem Heck drapierten Blondine abgelenkt. Im Tagesverlauf lässt der Wind erst nach und frischt dann auf, wobei die Richtung für uns passen würde. Die Genua wird ausge-rollt und bringt tatsächlich einen halben Knoten mehr an Geschwindigkeit. Über dem Land entwickeln sich Gewitter, die sich zwar meist über dem Meer auflösen, aber einige tiefere Wolken kommen durch. Am Festland können wir mit dem Fernglas Ligia identifizieren, einen kleinen Ort, in dem wir vor einigen Jahren mal einen Urlaub verbrachten. Die Wolken um uns werden immer dunkler und der Wind frischt weiter auf. Die Wellen schlagen wieder heftig gegen das Mittelteil. Vor der Einfahrt in den Kanal von Prevezza wird die Genua eingerollt und das Schiff fährt ruhiger. Wir passieren die vier Bojentore und sind im großen Hafenbe-cken. Rechts sind die Marinas aufgereiht, unter anderem auch die Cleopatra, in der wir im Winter an Land wollen. Am Stadtkai liegen schon einige Schiffe, längsseits und mit Buganker plus Heck zum Kai. Längsseits ist für uns nirgends Platz. Zumindest wollen wir uns nicht an Stellen legen, an denen irgendwas von reserviert für Fischer oder Fähre steht. Bleibt Rück-wärts anlegen mit ausgebrachtem Buganker. Ein Manöver, das wir noch nie durchgeführt ha-ben. Zunächst kreisen wir im Hafenbecken und bringen die Fender aus, bereiten die Festma-cher und den Anker vor. Einen nahe dem von uns anvisiertem Kaistück liegenden Engländer fragen wir, ob es an der Stelle tief genug ist, oder sonst etwas gegen ein Anlegen spricht. Er geht an Land, kontrolliert per Augenmaß die Tiefe und gibt o.k. Er bleibt sogar und nimmt unsere Festmacher entgegen. Das Anlegen klappt ohne Probleme, Glück gehabt. Von der neu-en Situation sind wir richtiggehend überfordert. Das Ausrichten des Schiffes (es soll ja nicht mit dem Hinterteil an den Kai schlagen) gestaltet sich kompliziert. Fender und Fenderkissen lassen sich nicht am Heck platzieren, sie schwimmen auf und sind weg. Wie entlastet man die Ankerkette, die wie die Festmacher gespannt ist, um das Schiff an seinem Platz zu halten?
Bei einer Nachfrage beim französischen Nachbarschiff, ob Duschen in der Nähe wären, wird dies verneint. Aber überall sind Wasserhähne. Natürlich haben wir Duschen im Schiff, woll-ten die aber nicht so gerne benutzen. Zudem wollten wir ein WC-Bad-Abteil speziell zum Duschen umrüsten. Dazu gehörte das Streichen einer Wand mit Epoxy (nach vorherigem Ab-schleifen) und der Montage einer neuen Duscheinheit. Außerhalb der Marina war die Außen-dusche ideal. Aber hier am Stadtkai geht das wohl nicht. Wir müssen uns also schnell was einfallen lassen. Zwei Duschvorhänge werden provisorisch befestigt und los geht’s. Nach der langen Motorfahrt ist das auch das kalte Wasser zwischendurch zu heiß für die Haut und wir müssen eingeschäumt warten, bis es abkühlt. Danach der große Moment. Der erste richtige Landgang in Griechenland. So viele Menschen, alle sprechen ausländisch und zwar ein ande-res Ausländisch. Wir mischen uns unters Volk und machen uns auf die Suche nach einer Ta-verne mit Gyros im Angebot. Gar nicht so einfach zu finden. Die Portionen, die wir bekom-men sind reichlich, aber geschmacklich kommen sie an das Gyros auf Paros nicht hin. Auf dem Rückweg durch die Gassen finden wir einen Softeisverkäufer und das traditionelle grie-chische Abendessen ist perfekt. Als wir zurück beim Schiff sind, die große Überraschung. Oder eigentlich nicht, den das ist wohl unser Schicksal, von diesem Problem verfolgt zu wer-den. Peruanische Flötenspieler direkt an unserem Heck. Wie in der Vorweihnachtszeit in der Münchner Fußgängerzone. Sie spielen zwar schön aber die Lautstärke ist beachtlich. Wir set-zen uns noch einige Zeit ins Cockpit und als es auf 24.00 zugeht packen die Peruaner ein. Von gegenüber dröhnt Dauerlärm vom Beladen eines Schiffes, aber sonst wird es eine ruhige Nacht.
Bild des Tages: Wir haben auch ein Segel

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