Sonntag, 27. September 2009

27.09.2009 Sonntag


Der Tag beginnt früh. Vor Beginn der Dämmerung werden mit Getöse die Mülltonnen geleert. Wir glauben natürlich zunächst, dass irgendetwas am Schiff so scheppert. Ich schau danach ins Internet, wie sich der Wind entwickelt. Laut www.passageweather.com nimmt der bei uns jetzt wehende „schwache“ Wind mittags weiter ab. Beim Durchblättern des nautischen Jahrbuchs stoße ich auf die Angabe, dass in Prevezza die vorherrschende Windrichtung West-Nordwest ist. Kann mal irgendjemand dem Wind sagen, dass Osten nicht Westen ist!!! Natürlich nimmt der Wind nicht ab sondern legt erst einmal zu. Es schaukelt uns wieder verstärkt und die Wellen schlagen kräftig von unten gegen das Mittelteil. Da zufällig der Tankwagen die Engländer nebenan befüllt holen wir ihn zu uns. 113 Liter für 121 € (1,07 € / L). Wir haben 1,7 Liter pro Stunde verbraucht. Wenigstens kommt die Sonne raus. Da wir nicht viel machen können, überlegen wir die Konsequenzen aus den Ereignissen der letzten Tage. Wir haben keine Lust auf mehr solche Nächte. Obwohl alles wild klingt und sicher auch war (die Schäden sprechen für sich), ein richtiger Sturm war das nicht. Uns reicht es dennoch. Wahrscheinlich ist es das Beste, schon vor dem Kranen an Land im Januar in die Marina zu verschwinden. Die Vorteile sind klar. Sicherer Liegeplatz, Landstrom und damit die Möglichkeit zum Maschinenbetreiben, Dusche, Waschmaschine, Handwerker und Segelbedarfshop. Die Nachteile sind die Kosten. Die gilt es baldmöglichst zu erfragen. Natürlich hält sich der Wind nicht an die Vorhersage. Er bläst über Mittag fast unverändert. Wir greifen zur nächsten Möglichkeit, uns vom Schlagen an die Mauer zu bewahren. Das Ausbringen eines Ankers zur Windrichtung. Die Vorbereitungen sind wie üblich aufwendig. Leinen suchen, Anker zusammenbauen, Ankerkette mit Leinen und Anker verbinden und zuletzt das Beiboot testen. Man glaube es kaum, der Außenborder springt an. Da absehbar ist, dass es eine Aktion wird die Kraft erfordert, holen wir und Willi, einen Holländer zu Hilfe. Wir laden Kette, Anker und Ankeleine ins Boot und fahren los, zunächst die Leine ausbringend. In Rückwärtsfahrt wird dann die Kette raus gelassen, als letztes fällt der Anker. Rückwärts gegen die Wellen hat natürlich zur Folge, dass diese immer wieder über den Spiegel einsteigen. Nach der Rückfahrt springt kurz vorm Anlegen das Gasseil heraus, aber sonst ging alles gut. Eine Leine zum Bug und eine zum Heck wollen wir uns zum Anker ziehen. Zu unserer Freude haben wir die Bugleine gleich lose in der Hand. Der Knoten, ein Palstek, ist aufgegangen. Hätten wir mit dem Aufholen und Festzurren des Beibootes gewartet, müssten wir es jetzt nicht erst wieder losbinden. An der zweiten Leine ziehe ich mich mit Beiboot Richtung Anker bis die Kette hoch kommt. Bugleine erneut anknoten und zurück zum Schiff. Jetzt hält der Knoten. Mal die Bug- mal die Heckleine einholend ziehen wir uns weg von der Mauer. Zumindest vorübergehend. Es ist eigentlich klar, dass der Anker unser riesen Schiff nicht halten kann. Es sieht zumindest so aus, als würde er das Anschlagen etwas dämpfen. Zu unserer Freude hat der Wind in der Zwischenzeit etwas nachgelassen und auf Nord gedreht. Unter diesen Bedingungen trauen wir uns das Schiff zu verlassen und zum Essen zu gehen. Kaum steht das Gyros auf dem Tisch nimmt der Wind natürlich wieder zu und dreht zurück auf Ost. Dennoch schlafen wir nach der letzten Nacht fast durch. Einmal um 03.00 die Fender kontrollieren, das war's.

Bild des Tages: Wellen schlagen an den Kai, und wir auch

Video des Tages: Unsere geschundenen Fender

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