Freitag, 4. September 2009

25.08.2009 Dienstag



Wir sind draußen, wir sind drüben, wir sind weg!!! Jubel!!!

Und jetzt der Reihe nach. Gemäß gestern entworfenem Plan B sind wir heute um 04.30 aufgestanden. Wie erwartet zogen sich Frühstück, Morgentoilette und letzte Vorbereitungen hin, bis es ausreichend hell geworden ist. Motoren an und Leinen los. Da uns der Wind auf den Steg drückt führe ich den Kat per Hand nach hinten und spring auf. Gaaanz langsam geht es auf die Schleuse zu. Nachdem die schon beim ersten Versuch die Bugspitzen nicht den Beton trafen ziehen wir den Kat langsam durch die Schleuse. Dass wir das eigentliche Einfahrtstor nehmen stört keinen. Bei diesem Tor konnten wir sicher sein, dass es breit genug ist, da wir es ja schon einmal passierten. Etwas schneller fahren wir weiter durch den Kanal. Es war nicht vorausberechnet, aber es ist beruhigend, dass Flut ist. Der Tiefenmesser pendelt um die 2 Meter. Nach Passieren der letzten beiden Bojen auf dem Weg zu den äußeren Einfahrtstonnen wird es langsam tiefer. Motor auf Marschfahrt gebracht, Autopilot auf 88° und Aufräumen. Festmacher und Fender verschwinden in den Bugkammern. Der von Gaetano gestern prophezeite Westwind stellt sich nicht ein. Zu wenig Wind für die Segel. Dafür von vorne eine alte Dünung, die immer wieder kräftig von unten gegen das Mittelteil schlägt. Ist man im Schiff glaubt man bei dem Knarzen und Ächzen, dass es jeden Moment auseinander bricht. Aber das gehört wohl so. Schon bald taucht Unterhaltung auf. Ein rotes Gummiboot. Die Besatzung erhebt sich in die Lüfte, als wir uns nähern. Der Müll der uns begegnet ist vielfältig. Bälle, Schwimmflügel und Styroporteile. Letztere sind unangenehm, da gelegentlich an ihnen Netze befestigt sind. Delphine sind ein erfreulicherer Anblick. Einer taucht 2 Meter neben uns auf, leider nur einmal. In der Ferne sehen wir öfters Delphine jagen und ihre Beutefische aus dem Wasser treiben. Wir glauben es kaum, das Meer ist blau. Nicht grün und braun wie das Wasser in der Marina. Ein leuchtendes dunkles Blau, das wir am besten durch unsere Notausstiegsluke sehen. Als wir die Mitte des Golfes erreicht haben, weit weg vom Land, werden wir von Gewittern eingekreist. Ein großes hinten über Punto Alice, eines links und eines vorne. Wir überlegen, zwischen ihnen hindurch zu fahren, können dann den Kurs beibehalten, da sie sich freundlicherweise auflösen. Überraschend ist der geringe Verkehr. Wir hätten mit mehr Frachtern oder Tankern von und nach Taranto gerechnet. Wir begegnen nur einem und drei Fischerbooten. Erst als der Stiefelabsatz in Sichtweite kommt, taucht ein Segelboot auf. Und auch wieder viel Müll.

Wie nicht zu vermeiden holt uns die Dunkelheit ein. Vor Sonnenuntergang waschen wir uns an Deck den Dreck und Sonnencreme ab. Entlang der gut beleuchteten Küste fahren wir weiter Richtung Leuka. Wiederholte Versuche, dem Radar seine alten Funktionen einzuhauchen, scheitern. Weiter im Blindflug und im Vertrauen auf die vorschriftsmäßige Lichterführung der anderen. Die Strecke zieht sich ewig, wobei wir das Leuchtfeuer von Leuka schon ewig sehen. Hat auch eine Tragweite von 25 sm. Bis zuletzt bleibt unklar, ob der Leuchtturm vor oder hinter einer Landzunge steht. Er stand dahinter. Bei den vielen Lichtern an Land haben wir zudem Probleme, die Hafeneinfahrt auszumachen. Schon blöd, wenn man nachts in einen fremden Hafen einlaufen will. Wir ziehen in sicherem Abstand vor der vermeintlichen Einfahrt einige Kreise und bringen Fender und Festmacher an. Ganz langsam tasten wir uns an den Hafen heran. Warum kann nicht jetzt ein anderes, einheimisches Schiff daherkommen und uns voran fahren? Wir treffen tatsächlich die Einfahrt und wie von Peter angekündigt kann man an der rechten Seite festmachen. Da liegt auch schon ein Italiener. Das Anlegen klappt erstaunlich gut, mit den zwei Maschinen kann man sogar seitlich einparken. Leinen fest und ab ins Bett. 23.00 ist es inzwischen geworden. Der Blick zum Schlafzimmerfenster hinaus geht auf eine Mauer. Wie der Blick nach draußen an meinem letzten Arbeitsplatz. Obwohl am Ufer vor dem Hafen eine Disko für viel und laute Musik sorgt, ist es bei uns angenehm ruhig. Bis…

Bis es an den Rumpf klopft und uns ein eher unfreundlicher Mensch klar macht, dass er von der Coast Guard sei und hier festmachen verboten sei. In 10 Minuten sollen wir weg sein oder 340 € Strafe. Da sind wir natürlich vor Ablauf der 10 Minuten verschwunden. Der Italiener wurde bereits weggeschickt und ankert neben den anderen Ankerliegern. Das Ankerfeld liegt wo? Genau vor der Disko. Beim Ankereinfahren sind wir auch nicht vom Glück verfolgt. 4 Versuche braucht es, bis er hält. Dennoch trauen wir der ganzen Sache nicht und gehen abwechselnd Ankerwache. Zweiter Schlafversuch um 02.20. Die Musikbeschallung hält die ganze Nacht an, ab 04.00 zumindest mit reduzierter Lautstärke.

Bild des Tages: Einsames Gummiboot

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