Sonntag, 27. September 2009

26.09.2009 Samstag


Um unseren Batterien mal wieder eine volle Ladung zu gönnen beschäftige ich mich nach dem Frühstück mit dem Laderegler für Landstrom. Leider kommt es nicht soweit. Ein freundlicher Grieche von einer Charterfirma bittet uns den Platz zu räumen, da einige Charterschiffe zurück erwartet werden. Ade ruhiger Liegeplatz und Landstrom. Zum Abschied reiße ich mir beim Leinenlösen wieder einen Fingernagel ein.

Leider sind am Stadtkai die guten Plätze inzwischen belegt. Und weil sich ein Italiener (wer denn sonst) mit schräg zum Kai geführten Leinen zu breit macht, können wir nicht neben unseren Franzosen im geschützten Eck längsseits gehen. Bleibt der Platz hinter dem Wandstück mit den vorstehenden Steinen. Da fehlt natürlich der Wellenschutz durch die Frachtermole. Wir lassen uns langsam seitlich an die Mauer treiben und die Franzosen nehmen unsere Leinen an. Obwohl die Strecke, über die sich die Wellen aufbauen können, nicht wirklich lang ist, haut es uns kräftig gegen die Mauer. Wir ziehen das Schiff an der Mauer entlang zurück Richtung besserem Wellenschatten. Da die Franzosen zu schnell ziehen, wird einer unseren schönen großen roten Kugelfender von einer aus der Mauer stehenden Schraube gelöchert. Der Sicherheit wegen geht Carola shoppen. Ein Kugelfender und zwei Langfender sind die Beute. Meine inzwischen ausgelegten doppelten Halteleinen sind eigentlich unnötig. Der Wind drückt uns so an die Mauer, dass wir uns nicht vorwärts und nicht rückwärts bewegen. Die Fender werden so positioniert, dass die nicht durch Schrauben und andere scharfe vorstehende Teile beschädigt werden. Den Rest des Tages verbringen wir mit Lesen und bangen, wie es weiter geht. Die Alternativen sind nicht berauschend. Wir könnten uns in die Marina flüchten. Dazu müssten wir gegen den Wind von der Wand weg ablegen. Das ist nicht ganz so einfach. Im Laufe des Abends kommt mir die Idee, unsere Fender durch die Autoreifen von gestern gegen Abschaben an der Mauer zu schützen. Auf geht’s, die Reifen werden geholt. Wie früher die Sträflinge ihre Eisenkugel ziehe ich die Reifen an einer Schnur hinter mir her. Das Ergebnis gefällt uns. Mit mehr Reifen wäre es noch besser. Also breche ich erneut auf und werde fündig. Ein Reifen vom LKW-Parkplatz und einer aus dem hinteren Fischerhafen. Der ist mit Muscheln bewachsen und von Krabben besiedelt. Diese beiden werden getragen, gerollt und schließlich geschleift. Die Abfederung ist noch besser. Um alle unsere 12 (!!) Fender abzufedern fehlt ein Reifen. Diesmal muss ich bis ganz ans Ende der Fischermole laufen, um fündig zu werden. Katzen und Ratten sind die einzigen Zeugen. Die Abfederung ist jetzt deutlich besser. Geschaukelt werden wir weiterhin kräftig. Es ist irgendwie bizarr. Keine 20 Meter neben uns feiern die jungen Griechen in den zahlreichen Lokalen und wir schauen, dass unser Schiff unversehrt bleibt. Bei der Schaukelei, dem damit verbundenem Lärm und der Sorge um das Schiff ist an Schlafen nicht zu denken. Wir lesen und dösen höchstens mal kurz. Immer wieder scheint der Wind schwächer zu werden. Sobald wir es aussprechen legt er wieder zu.

Bild des Tages: Aufgeschlitzter Kugelfender

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