Mittwoch, 4. November 2009

03.11.09 Dienstag


Der Sturm gewährte uns noch eine ruhige Nacht. Erst gegen 05.00 begann es zu regnen. Der Sturm setzte ein, während wir beim Frühstücken saßen. Es sieht aus, als wäre er nicht so bösartig wie der letzte. Eine Zapfsäule für Strom und Wasser auf unserem Steg hat er allerdings gefällt. Bis 14.00 dreht die Windrichtung von Süd auf Nord, was hoffentlich für eine kurze Dauer des Sturms spricht. Auch in seiner Stärke wirkt er harmloser. Dafür ärgert uns wie üblich der heftige Regen. An den bekannt undichten Fenstern und Luken sucht sich das Wasser immer neue Wege ins Innere. Überall stehen Plastikschüsseln und abgeschnittene Wasserflaschen rum. Wir wollen es nicht verschreien, aber bislang ist die vorgestern eingesetzte Scheibe dicht, wie auch die neu abgeklebte. Wahrscheinlich sollten wir das ganze Schiff mit Klebeband umwickeln. Wir verbringen die Zeit zunächst mit Lesen und regelmäßigen Kontrollgängen durch das Schiff, um weitere undichte Stellen zu suchen. Nebenbei wird gelesen. Später aktualisiere ich am PC unsere To-Do-Liste. Beim Punkt Antifouling habe ich die großartige Idee, mal nachzusehen, welche Schätze uns der Vorbesitzer hinterlassen hat. Er war selbst mit dem aktuellen Antifouling nicht zufrieden und meinte, ein besseres eingelagert zu haben. Zunächst muss mal wieder die Werkstatt umgeräumt werden. Als wir die erste 4-Liter Dose in der Hand halten reicht es uns schon wieder. Das ist irgendein südamerikanisches No-Name-Produkt. Beim genaueren Durchlesen stellen wir fest, dass es sich ebenfalls um ein selbsterodierendes AF handelt. Zudem ist es schon vor zwei Jahren abgelaufen. Weg damit. Das ist im Moment nicht ganz so einfach. Da wir durch Wind, Wellen und Strömung hin und her geworfen werden, würde die Gangway sehr rasch im Wasser liegen. Und ich vielleicht mit ihr. Vom Heck aus bringe ich eine Dose nach der anderen auf den Steg. Mit der Sackkarre soll es weiter gehen. Die Dosen haben leider eine blöde Größe und fallen immer wieder durch die Stangen der Karre. Erst als sie in ihre Kartons zurückgepackt wurden, halten sie. Sie werden bei den Landplätzen gut sichtbar platziert und werden hoffentlich einen Abnehmer finden. Da sich das Wetter weiter hält, gehen wir frohgemut ins Bett. Zu früh gefreut. Um Mitternacht weckt uns zunehmendes Heulen des Windes. Wir stehen auf und der Blick nach draußen verspricht nichts Gutes. Unser Betonsteg ist zwar nicht hoch, und dass er von den Wellen überspült wird ist daher klar, aber er steht praktisch ständig unter Wasser. Und die Gischt der überkommenden Wellen und auch der weiter draußen brechenden Wellen fliegt waagrecht daher und prasselt gegen unsere Scheiben. Ein wirklich Furcht erregender Anblick ist der Betonsteg, wie er nicht mal einen Meter hinter unserem Heck von Wind und Wellen so weit aus dem Wasser gehoben wird, dass wir die Muschel bewachsene Unterseite sehen können. Wir sind schon einmal bei 9 Beaufort in Kroatien über den Kvarner, der Wind jetzt ist deutlich stärker. Da wir mit dem Schlimmsten rechnen, holen wir unsere Schwerwetterölzeug, die Gummistiefel und ziehen uns um. Wenn Federn brechen oder Leinen reißen oder gar der Steg abreißt müssen wir uns was einfallenlassen. Zum Glück kommt es nicht so weit. Erfreulich bald wird der Wind wieder schwächer. Wir kriechen wieder ins Bett, aber an Schlafen ist nicht zu denken. Das Adrenalin braucht seine Zeit, bis es sich abbaut und dann sind da noch andere Störfaktoren. Das leidige Einrucken mit dem damit verbundenen Lärm. Das Quietschen und Jaulen des Steges. Das Prasseln der Regentropfen in wiederholten Schauern auf Deck. Und immer wieder Pfeifen und Heulen von kurz zunehmendem Wind. Wie üblich wird es schlagartig ruhig, nachdem wir aufgestanden sind.

Bild des Tages: Abtransport der Farbdosen, bevor sie von Wagen fallen

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