Donnerstag, 15. Oktober 2009

13.10.09 Dienstag

C: Ab 2.30 ist Schluss mit lustig. Der Sturm hat voll aufgedreht. Das Schiff bockt in den Seilen wie ein störrisches Pferd. Alles scheppert, knarzt und vibriert. Mir ist alles andere als wohl dabei. Machen kann ich nichts und das Dasitzen und Abwarten zerrt gewaltig an meinen Nerven. Vom Meer sieht man momentan nur die weißen Schaumkronen und es platscht gewaltig, wenn die Wellen unseren Steg überspülen. Der arme Michi! Die Überfahrt mit der Fähre ist bestimmt alles andere als geruhsam.

Habe Position im Salon eingenommen. Gegen 3.30 scheppert es so laut, dass ich aufspringe und raus laufe. Die linke und dickere unserer Metallruckfedern ist gebrochen. Auf der Seite hängt das Schiff nunmehr nur noch an einem Festmacher. Der Festmacher, an dem die Feder befestigt war, liegt natürlich zu unterst auf der Klampe. Alles ist nass und lässt sich so gut wie nicht bewegen. Also knote ich einen anderen Festmacher an die vorhandene Schlaufe um diesen wieder mit der Eisenkette am Steg zu befestigen. Soweit die Theorie. In geistiger Umnachtung habe ich gestern Abend die Gangway hochgezogen, damit sie bei Sturm nicht ins Wasser rutscht. Grober Fehler! Gegen den Wind habe ich nun keine Chance, die schwere Gangway an den Steg zu setzen. Weit und Breit ist natürlich kein Mensch zu sehen, dem ich die Leine zuwerfen könnte. Es dauert ca. eine halbe Stunde, dann bricht auch die Feder auf der anderen Seite! Auch dort konstruiere ich einen Notbehelf, den ich vielleicht irgendwann jemandem zuwerfen kann. Habe schon beim englischen Motorboot angeklopft, aber die hören mich nicht. Das andere Nachbarschiff ist verlassen, wie ich später erfuhr, haben sie im Auto geschlafen. Zwischendurch sms mit Michi gesendet. Es war für mich wirklich nah an der Hölle. Stockdunkel, der Wind hat geheult, die Wellen sind permanent über den Steg geschwappt, es hat gegossen wie aus Kübeln und ich mutterseelenallein nass bis auf die Haut mittendrin. Gegen 5.00 kam ein Hoffnungsschimmer in Form eines netten Engländers daher, der gleich nachfragte, ob er helfen könne. Mit seiner Hilfe, verfügte das Schiff nun wieder über den zweiten Festmacher an einer Seite. Nun war die Belastung auf den Klampen allerdings zeitweise so groß, dass ich Angst hatte, sie könnten nicht halten. Also Motoren an und die ganze Sache entlasten. Der Wind drehte ständig hin und her. Immer wenn ich dachte, es würde langsam besser, drehte er aus unpassendster Richtung wieder auf. Gegen 8.00 wurde es langsam hell und der Wind flaute mit zunehmender Helligkeit ab. Leider bleibt er immer noch so stark, dass ich Michi mit laufenden Motoren begrüßte. Ich war einfach nur noch fertig und heilfroh, dass er gut hier angekommen war. Auch als schon hell war, hat sich von den Marinaleuten keiner blicken lassen. Erst am Nachmittag, ging einer von ihnen mindestens 3x unseren Steg ab und warf einen Blick auf die Festmacher der vorhandenen Schiffe. Ich hätte ihn am liebsten vom Steg geschubst. So etwas brauche ich so schnell nicht wieder!

M: Irgendwann ist es genug. Der einzige, der in unserer Kabine schläft, ist der Georgier. Er schnarcht und wacht immer wieder auf, worauf er zu schimpfen beginnt und gegen die Wände schlägt. Alleine durch das Einatmen seiner Abluft dürfte ich einiges an Promille abbekommen haben. Es ist 07.00 Uhr und ich wandere über Deck. Irgendwann lande ich auf dem Hubschrauberlandeplatz, von dem man einen guten Blick auf das Meer hat. Ist schon eindrucksvoll. Auf einmal beginnt das Handy sich zu melden. Massig SMS. Die üblichen über das Telefonieren im Ausland und dann eine weniger schöne. Beide Federn der Festmacher gebrochen, Festigkeit der Klampen fraglich. Große Scheiße!! Mehr als gute Ratschläge per SMS und direkten Anruf kann ich nicht leisten. Jetzt fährt das Schiff natürlich viel zu langsam. Wir passieren Erikoussa und Korfu, aber Igoumenitsa will und will nicht kommen. Es wird hell und irgendwann drehen wir in die lange Bucht des Zielortes. Einletzter Besuch in der Kabine, die beiden Kollegen sind tatsächlich schon auf. Zum Auto, Rausfahren und ab Richtung Preveza. Ein kurzer Abstecher nach Platarias. Die dort liegenden Schiffe sind durch die Bucht und eine lange Mole gut geschützt, Platz für uns wäre aber nicht. hier liegt die Neilson-Flottille. Die weitere Fahrt bringt immer wieder Erinnerungen an unseren früheren Urlaub hier in Ligia. Und einige Ausblicke auf das aufgewühlte Meer. In Preveza kaufe ich schnell zwei neue Ruckdämpfer. In der Marina steht Carola an Bord und hält mit Maschine das Schiff auf Position, um die Festmacher und Klampen zu entlasten. Als erstes werden die neuen Federn angeknotet und weitere Leinen ausgebracht. Der Wind soll auch deutlich schwächer sein als in der Nacht. Da irgendwann nichts weiter zu machen ist, spazieren wir kurz an Land. Als wir den Müll entsorgen entdecke ich ein Seil in der Tonne und hole es mir gleich raus. Das passt dem Kapo der Marina gar nicht. „Where are you going? Where are you from? What are you doing?“ So ein Wichtigmacher. Er besteht darauf, dass das Seil in der Mülltonne bleibt. Er hat wohl Angst, dass es als Beweismaterial gegen die Marina verwandt werden könnte. Die Nachbarmarina hat da tatsächlich ein Problem. Eine ihrer Mooringbojen hat sich losgerissen. Das daran hängende Schiff liegt an Land. Obwohl die Besatzung an Bord war, hat sie die Strandung nicht verhindern können. Zum Abendessen gibt es Flocken. Da wir beide gut müde sind liegen wir bald im Bett. Obwohl der Wind weiter heult und die Festmacher an den Klampen knartzen schlafen wir rasch ein.

Video des Tages: Windstärke 7 auf dem Wasser. Sieht harmloser aus als es ist


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