Freitag, 15. Juli 2011

Donnerstag 14.07.2011 Nachtrag

Da saßen wir nach der ganzen Aufregung gerade mal ein paar Minuten im Cockpit, als unser längs liegender Nachbar zwei Schläuche zusammenstückelte und sein Schiff zu reinigen begann. Da fragen wir natürlich gleich nach, ob wir seinen Schlauch mitbenutzen dürfen. Dürfen wir. Es ist tatsächlich ein Rosenheimer. Ob denn unser Schiff mal auf dem Simssee gefahren ist, will er wissen. Leider können wir unsere Wasserspiele nicht beenden, da die beiden Schläuche, bzw. ihre Schiffe abfahren wollen. Da ich unsere Schläuche nicht einfach wieder einpacken will, frage ich in einem Cafe gegenüber, ob die mir ihren Schlauch leihen. Machen sie doch glatt. Der hat allerdings Löcher. Die platziere ich natürlich ganz weit weg vom Schiff. So bekommen viele Fußgänger eine kostenlose Dusche. Und alle Motorradler, die unerlaubterweise durch die Fußgängerzone knattern. Da sie meist recht schnell unterwegs sind, bemerken sie die Wässerung meist erst, wenn sie begossen sind. Als wir gerade den zweiten Wassertank auffüllen kommt der Tankwagen. 32 Liter werden in jeden Tank gefüllt. Weniger als erwartet. Zweimal 150 Liter sind insgesamt an Dieselvorrat nicht sehr viel, da füllen wir lieber häufiger nach. Die Tankleute versauen natürlich wieder unser frisch geduschtes Deck. Dann folgt der Höhepunkt des Tages. Haben wir unser Anlegemanöver versaut, geht es noch besser. In die inzwischen große Lücke neben uns hat sich in einigem Abstand zunächst eine Farr 56 längs gelegt. Ein edles Schiff, von den Bermudas. An dieses anschließend kam ein Franzose mit einer kleinen Bavaria. Zwei Mädels schmeißen mir die Leinen zu, die überhaupt nicht geordnet und ewig lang sind. Als ich sie nach und nach an Land und durch die Ringe ziehe, müssen sie auf dem Schiff aus Gummitierchen und Fendern befreit werden. Ein Mädel kommt an Land und übernimmt die Leine. Zieht sie noch etwas durch den Ring, lässt sie auf den Boden fallen und steigt zurück aufs Schiff. Wirklich ohne das Seil zu verknoten. Die Steigerung nähert sich in Form eines belgischen Schiffes. Der will neben dem Franzosen einparken. Der Anker fällt und er gibt kräftig rückwärts Gas. Richtig so, denn der Wind kommt weiter seitlich, wenn auch aus der anderen Richtung, zum Glück weg von uns. Und wie so oft, die Ankerkette wird zur Falle. Sie wird zu wenig ausgelassen und der Belgier stoppt. Statt neu anzusetzen lässt er mehr Kette und setzt seine Rückwärtsfahrt fort. Jetzt halt durch die Verzögerung vom Wind versetzt. Direkt mit dem Heck auf den Bug des Franzosen zu. Der sieht es, stürmt nach vorne und beginnt zu plärren. Aber auch nicht mehr. Nicht dass er einen Fender dazwischen gehängt oder versucht hätte, den Belgier abzudrücken. Erst als es rummst, wird er aktiv. Und denke mal nicht, der Belgier würde nach diesem Vollkontakt seine Rückwärtsfahrt abbrechen. Nein, weiter Vollgas rückwärts am Franzosen entlang. Diesen drückt es dadurch auf die Farr, was sie alle erst auf meinen Zuruf vom Land her registrieren. Jetzt wird an zwei Seiten abgedrückt. Der Belgier seinerseits hüpft seelenruhig an Land, bindet sein Schiff fest und kümmert sich nicht darum, dass er dadurch den Franzmann weiter auf die Farr drückt. Die beiden Herren können sich zumindest in einer Sprache unterhalten, was sicher ganz lustig zu verstehen gewesen wäre. Die Belgier öffnen ihre Büchsen und genehmigen sich ein Schlückchen, während der Franzmann weiter mit der Farr kämpft. Irgendwann gibt er auf und fährt von dannen. Ich geh noch schnell Interneten. Weitere 10 Tage Sonnenschein und über 30°. Das klingt nicht gut für unsere Kühlung. Der Kühlschrank hat sich Dank ausreichend Strom von den Motoren wieder daran erinnert, was seine Aufgabe ist. Kühlen. Er hat’s aber auch schnell wieder vergessen, als der Motor aus war. Ein Kühlschrank mit Alzheimer oder BSE. Wir taufen ihn Danny. Wir liegen genau gegenüber einer Bar, namens Bodega. Und heute ist kubanische Lifemusik. Die Musiker springen den ganzen Abend rum, aber erst um Mitternacht greifen sie zu ihren Instrumenten. Welch Enttäuschung. Keine schöne kubanische Musik, sondern Jazz. So manches Lied erkennen wir in Ansätzen wieder, grausig verunstaltet. Oder von uns Musikbanausen nicht entsprechend künstlerisch gewürdigt. Um 02.00 streichen die Kubaner die Segel, um 03.00 der Rest. Ausnahmsweise ist es nicht die Musik, die uns vom Schlaf abhält, sondern die Hitze.

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