Sonntag, 8. Juni 2014

Sonntag 08.06.2014

Man möchte es nicht glauben, die Russen gehen an einem Sonntag ins Wasser. Die ganze Nacht und bis zu letzt war ein Mechaniker im Motorraum beschäftigt. Kaum sind die Russen weg, stellt sich die Verbindung zum Internet wieder her. Das ist Zensur durch Störsender, oder so was ähnliches.
Die Kammer musste nach dem Schleifen natürlich entstaubt werden. Dazu schlüpfte ich ein letztes Mal in den Schutzanzug, Maske auf und hinein ins Vergnügen. Zuerst wurden Decke und Wände abgekehrt und der größte Teil des Staubes entfernt. Der nächste Reinigungsschritt war das Saugen. Zweimal zwang mich der Staubsauger zu einer längeren pause, weil er sich hitzebedingt selbst abschaltete. Die Feinsäuberung übernahm Carola mit dem feuchten Tuch. Viele Eimer Schmutzwasser gingen über Bord. Ich beschäftigte mich mit der Reinigung der Arbeitsgeräte. Danach zog ich das zweite Sonnensegel auf. Wäre mir das eher eingefallen, wäre die Arbeit in der Staubkammer etwas angenehmer gewesen. Die Deckflächen im Schatten des Sonnensegels fühlen sich immer deutlich kühler an, als die von der Sonne aufgeheizten. Die neuen Sonnensegel für Küchen- und Navischeiben funktionieren ebenfalls.
Der Wetterbericht hatte leichten Regen mit 20%iger Wahrscheinlichkeit vorhergesagt. Den ganzen Tag über war es heiß und aus Norden zogen aufgelöste Gewitter über uns hinweg. Als ich zum Duschen standen im Osten dicke Wolken. Gerade zurück am Schiff stand eine Böenwalze fast schon über uns. Alle Sonnensegel weg, alle Moskitonetze von den Luken weg und Luken dicht und schon ging es los. Eine kurze kräftige Bö und dann heftiger Regen. Zur Abwechslung mal ohne Sand. Nach einer Stunde war alles vorbei wir konnten die kühler Luft durch die Luken hereinlassen.

Bild des Tages: Die Kammer des Staubes

Samstag 07.06.2014

Ein Drahtbürstenaufsatz auf die Bohrmaschine ist zum Schleifen nicht geeignet. Aber ich habe da ja einen weichen Schleifaufsatz für die Flex. Dieser Aufsatz wird auf die Poliermaschine geschraubt, deren Drehzahlregulierung funktioniert nicht mehr. Macht nichts, auf der langsamsten Stufe ist es eh ideal. Ab und zu verreißt es mir die Maschine, aber der Materialabtrag ist deutlich höher als mit dem Exzenterschleifer. Und das Teil ist besser zu kontrollieren als die rasende Flex. Kaum zu glauben, ich schaffe die ganze Decke an einem Tag. Über dem Bett war es am angenehmsten, im Sitzen, die Arme auf die Beine aufgestützt. Der Rest war mühsamer, die Maschine frei über Kopf hebend ging in die Arme. Das letzte Eck über dem Schrank war besonders schwierig. Die letzten Ecken werden mit dem Dreieckschleifer nachgebessert. Zum Zusammenkehren und Saugen ist es zu spät.
Die letzten Tage war die Internet-Verbindung zum Marinarestaurant zu instabil. Und heute hat Ari die Russen in den Kran gehängt, das stört zusätzlich. Wir hatten schon gehofft, sie gehen heute ins Wasser. Denkste, es sind Nachbesserungen an den Maschinen nötig.

Von einem anderen Katsegler bekommen wir die Empfehlung, in der Türkei, beispielsweise in Bodrum, an Land zu gehen und alle Arbeiten erledigen lassen. Sie waren 2 Jahre dort und haben in der Zeit ihren ganzen Kat umgebaut. Neue Motoren haben sie sehr günstig bekommen, Gel-Batterien von einem Kehrmaschinenverleih. Und die Wände haben sie mit Glasfasertapete verkleidet. Mit wasserlöslichem Kleber. Auch eine Idee. 

Freitag 06.06.2014

Marco hat schon gestern am linken Motor zwei angerostete Keilriemenantriebsscheiben ausgebaut. Die hat er gesandstrahlt und neu gestrichen. Den Ablassnippel für die Kühlflüssigkeit hat er lösen können. Wir haben das Kühlmittel abgelassen und er sollte den ganzen Stutzen abbauen, um in aufzumöbeln. Wer kam nicht, Marco.
Schleifen kann ich auch ohne ihn. Weiterhin eine sehr mühsame Angelegenheit. Mit den Seitenwänden werde ich fertig. Die Decke dürfte ein Problem werden. Wahrscheinlich werde ich auf ein Topfbürstenäquivalent zurückgreifen.

Und unsere Scheibe ist heute angekommen. Saki hat sie uns vorbeigebracht. 

Donnerstag, 5. Juni 2014

Donnerstag 05.06.2014

Heute stand ein Besuch bei Thalia auf dem Programm. Sie hatte gemeint, wir könnten in ihrem Haus etwas einlagern. Da fahren wir gleich einige Segel bei ihr vorbei. Sie hat ein Haus in Preveza, die untere Etage (4 Zimmer, Küche, Bad) wäre zu mieten, für 320 €. Die bisherigen Mieter sind ausgezogen, weil es ihnen zu teuer war. Wir erfahren wieder eine Unmenge über das Leben in Griechenland. Drogen gibt es viele in Preveza, vertrieben durch die Afghanen und die Albaner, welche den Stoff bei Igoumenitsa über die Berge und das Meer einführen. Einmal hat die Polizei vor ihrer Haustüre Albaner festgenommen, die haben ihre Drogenkügelchen bei ihr und der Nachbarin in den Blumentöpfen versteckt. Ein Altersheim gibt es in Preveza, das hat immer mehr freie Plätze, weil die Angehörigen ihre Rentner heimholen, um deren Rente nicht zu verlieren. Thalia muss als Gaststättenbetreiberin 700 € alle 2 Monate für Krankenkasse zahlen. Zusätzlich 5 € Praxisgebühr, jeden Monat, 1 € Rezeptgebühr und 5 € für jeden Krankenhausaufenthalt. Ihr Mann zahlt für die Krankenkasse 500 € alle 6 Monate. Im Schulsystem wird nicht unterschieden, wer Zeit hat und will, kann 13 Jahre in die Schule gehen. 6 Jahre Volksschule, 4 Jahre Gymnasium und 2 Jahre Lyceum. Zwischen guten und schlechten Schülern wird nur mit den Noten unterscheiden, durchfallen gibt es nicht.
Nach 4 Stunden kommen wir zum Einkaufen und werden sogar wegen 40er Schleifscheiben für den Dreieckschleifer fündig. Da steht einer morgigen Fortsetzung der Schleifaktion nichts mehr im Weg. Holzfarbe und Farbwannen standen ebenfalls auf dem Einkaufszettel, wie 10 kg Hundefutter. Die kleinen Kläffer am Zaun wecken uns jeden Morgen, weil ihnen der Moorinero zu wenig Futter zuteilt. Jetzt bekommen sie von uns eine zusätzliche Abendration und dann ist hoffentlich Ruhe.
Das Schiff wird einer intensiveren Reinigung unterzogen, um den Sand aus allen Fugen zu bekommen.
Wir warten wieder auf eine Lieferung. Eine Scheibe ist auf dem Weg. Laut UPS sitzt sie in Athen, und das seit ein paar Tagen. Dachser zeigt in der Paketverfolgung unsere Palette immer noch im Ausgang des Verladeterminals München an.

Während der Nacht hat das Schiff mal heftig gewackelt, trotz Windstille. Ob wir doch mal ein Erdbeben mitbekommen haben?

Mittwoch, 4. Juni 2014

Mittwoch 04.06.2014

Carola wollte einen weiteren Anstrich auf die Einlegböden pinseln und mute mit Schrecken feststellen, dass bereits der Wind gestern Sahrasand mit sich geführt hatte. Der hat sich schnell mit der feuchten Farbe verbunden. Ich begann derweil mit dem Schleifen. Trotz 40er Körnung ein sehr mühsames Geschäft. Da summieren sich die Probleme. Die Werft hat sich keine Mühe gegeben, eben zu laminieren, da sie eh Teppich drüber kleben wollten. Bei meiner Topfbürstenaktion zum Entfernen des Teppichklebers habe ich keinen Gedanken an Unebenheiten verschwendet. Und beim Auftragen des Topcoats waren Unebenheiten ein Gestaltungselement. Meine Feinrippmuster in Topcoat wären jetzt leidlich schnell einzuebnen gewesen, wenn da nicht die französischen Gebirgszüge und Senken gewesen wären. Diese verhinderten, dass die Schleifscheibe sinnvoll arbeiten konnte. Natürlich lagen Gebirgszüge und Senken meist so nahe beisammen, dass der Schleifer ständig angekantet werden musste. Da hilft die ganze schöne große 250er Schleiftellergröße nichts. Zweieinhalb Seitenwände habe ich an einem Tag geschafft. Eine positive Überraschung war der Schutzanzug von 3M. Kein übermäßiges Schwitzen, kein Kleben an der Haut, keine Undichtigkeiten gegenüber dem Staub. Topcoatstaub alleine ist deutlich angenehmer als GFK-Fasern. Allerdings ist Topcoat sehr, sehr hart. Härter als unser Epoxy-Spachtel und um vieles härter als die GFK-Bordwand.
Nachdem es am Morgen kurz getröpfelt hat, war es den ganzen Tag sonnig und richtig warm. Fast schon wieder zu warm…

Bild des Tages: In voller Schleifausrüstung 

Dienstag 03.06.2014

Die Oberseiten der Einlegeböden wurden einmal gestrichen, dann begann der Regen, garniert mit Blitz und Donner. Und wieder bringt dieser roten Wüstenstaub und hinterlässt ein dreckiges Schiff. Da fällt es nicht auf, dass ich auch etwas Staub produziere. Es finden sich einige Teppichreste mit zugehörigem zerbröseltem Schaumstoff. Der Kleber will mühsam mit der Spachtel abgekratzt sein. Nachdem die Wände alle so vorbereitet sind werden die Schränke und die Dusche abgeklebt. Der Regen hält bis in die Nacht hinein an. Die Wolken kommen aus Süden und Westen, der Wind bläst aus Osten und Norden. Wie diese Kombination entsteht ist mir nach wie vor ein Rätsel.

Bild des Tages: Sonnenuntergang vom Vortag 

Sonntag, 1. Juni 2014

Sonntag 01.06.2014

In Preveza begann gestern Abend das Jazz-Festival. In moderater Lautstärke haben wir ein bisschen davon mitbekommen. Sie haben erst um 22.00 Uhr begonnen.
Das nächste Kapitel der Einlegböden stand auf dem Programm. Carola strich die Rückwände und ich schliff die Einlegböden. Nicht zu glauben, aber wir sind Franzmann für etwas dankbar. Dass er zumindest das große Brett nicht auf der ganzen Fläche beklebt hat. Mit der Spachtel den Kleber abzukratzen ist extrem mühsam. Mit der Schleifmaschine ist der Verbrauch an Schleifscheiben extrem hoch, da diese sofort verkleben. Am effektivsten ist die Kombination kurz drüberschleifen, die zusammen geschobenen Kleberreste mit der Spachtel abkratzen und dann richtig anschleifen. Ich will danach nur mal schnell ein LED-Licht im Kühlschrankraum anschließen. Aus Erfahrung klug überprüfe ich natürlich zuerst, ob Strom auf dem Kabel ist. Über 13 Volt, das passt. Lampe montiert und angeschlossen, Schalter ein, kein Licht. 2 Volt laufen durch. Wieder ein Kabel, das durch seinen Innenwiderstand allen Strom verbraucht. Also weg mit dem Kabel, dass ich nicht noch mal in Versuchung gerate, es für irgendetwas verwenden zu wollen. Das Kabel war an die Bordwand genagelt, nicht mit kleinen kurzen Nägeln, sondern mit richtig langen. Spricht für die Dicke der Bordwand, dass die nicht draußen rausschauen. Bei der Zurückverfolgung des Kabelverlaufes lande ich im Werkzeugschrank (der natürlich ausgeräumt werden mußte) und treffe auf zwei weitere alte Kabel. Diese vereinen sich auf ihrem Weg durch den Kühlschrankraum. An der Bordwand entlang verschwinden sie in einem Rohr. Aus einem parallel dazu verlaufendem Rohr ragen zwei Kupferrohre, die Franzmann mit Wasserschläuchen bestückte und diese abstöpselte. Man hätte ja ganze Arbeit leisten können und die Rohre an ihrer Abzweigung im Motorraum abstöpseln können. Aber wer weiß, vielleicht hätten die abgezwickten Rohrenden ja mal „useful“ sein können. Die beiden Rohre waren gut versteckt mit Folie überklebt, wie auch die Teppichreste an der Wand. Bei der Wanddurchführung sind die Kabel wie üblich in einem dicken Batzen Silikon eingebettet. Davon befreit lassen sie sich endlich bis zu einem Verteilerkasten zurückverfolgen. Dessen Inhalt ist Franzmann-typisch. Hundert Kabel verschiedenster Farben, kreuz und quer verlötet, werden mit unzähligen verrosteten Lüsterklemmen zusammengeschlossen. Ich zwicke einfach meine drei Kabel ab, lasse die losen Kabelenden lose sein und schraub den Kasten wieder zu.
Nebenher wurde Wäsche gewaschen und getrocknet. Der kräftige Westwind war dabei hilfreich.
Wie schon am Samstag kamen den ganzen Tag über viele Flieger und dementsprechend Segler zu Fuß oder mit dem Taxi.

Bild des Tages: Wanddurchbruch mit Silikonpfropf