Diese Nacht wurde es richtig nass an Deck. Ständig tropfte
es ins Wasser und wenn uns Wellen schaukelten plätscherte es richtiggehend. Da
Carola seit einigen Tagen immer größer werdende Blasen an den Fingern und
Händen bekommt, wird jetzt ein Termin beim Dermatologen dringend erforderlich.
Inzwischen kann sie kein Glas mehr halten. Vor dem Ablegen grüßt dreimal die
Turtle. Auf der Fahrt zurück winken uns drei weitere zu. In der Marina ist viel
Platz, wir können am mittleren Steg mit unserer Lieblingsseite mit dem Bug nach
Norden anlegen. Einen Dermatologen finden wird etwas schwieriger. Die ersten
beiden Damen sind im Urlaub, der dritte fuhr mich zur Begrüßung fast um. Das
kommt davon, wenn sich Auto- und Radfahrer in der Fußgängerzone begegnen. Für 20.00 bekommen wir einen Termin.
Während der Zeit bis dahin unternehme ich eine kleine
Fahrradtour. Die Küste des Ambrakischen Golfes entlang, welche wir sonst immer
vom Schiff aus sehen. Viele schmucke Häuser stehen hier. Allerdings immer
wieder Gewächshäuser mit Plastikplanen dazwischen. Und der Blick auf den Golf
ist gleichzeitig ein Blick auf die Fischfarmen. In Aghios Thomas gibt es einen
kleinen Fischerhafen. Direkt an diesem liegt eine Gaststätte, augenscheinlich
wenig besucht. Etwas weiter hat eine Fischfabrik einen eigenen Hafen für ihre
Schlepper. Und ein bulgarischer Kühllaster steht bereit, die Sardinen abzutransportieren.
Bald danach wird die Straße zum Feldweg. Trotzdem kommt mir ein Auto entgegen.
Der Fahre hätte mich eigentlich darauf hinweisen können, dass ich in eine
Sackgasse fahre. Auf dem Rückweg entdecke ich in Aghios Thomas einen Wegweiser
zum Zentrum für Psychische Gesundheit. Das muss ich mir natürlich ansehen. Es
ist ein Gebäude, welches durchaus als kleines psychiatrisches Krankenhaus
durchgehen könnte. Ich sehe hinter den Fenstern eine Turnhalle und einen
„Arbeitstherapieraum“. Und draußen einen Sportplatz. Menschen zeigen sich keine
und die drei Krankenwagen auf dem Parkplatz haben keine Nummernschilder. Dafür
prangt am Gebäude ein Schild mit EU-Flagge und dem Hinweis, dass die
Einrichtung mit EU-Mitteln finanziert wurde. Thalia erzählt am Abend, dass die
Einrichtung junge psychisch Kranke behandelte. Vor drei Jahren wurde sie aus
Geldmangel geschlossen.
Der Arzt ist Dermatologe und Afrodisiologe. Das ist nicht
das, was man als erstes denkt. Er sieht sich Carolas Hände genauestens an und
stellt viele Fragen. Italienisch würde er sprechen, fürs Englische muss seine
Sprechstundenhilfe dolmetschen. Es sei ein Ekzem. Darauf wären wir selber auch
gekommen. Carola soll Salz und Salzwasser meiden. Ein Salzwasser-Ekzem??? Gibt
es so was?? Und zur Therapie Cortisontabletten und Cortisonsalbe. Das hätten
wir selber auch geplant gehabt. Mal abwarten, ob sich was ändert.
Bild des Tages: Kaum zu glauben, auf dieser Straße kam mir
ein Auto entgegen.