Sonntag, 6. März 2011

Unsere große Habanera


Links von der Sitzgruppe im Salon gelangt man ebenfalls über einige Stufen in die Pantry. Dort steht ein Gasherd mit drei Brennern, eine Doppelspüle, Mikrowelle und viel Stauraum zur Verfügung. Hält man sich links, gelangt man in eine übervolle Werkstatt. Viele Dinge sind (mit den Worten des Vorbesitzers) „never used, don`t now what it is for“ . Entsorgt wurde natürlich auch nichts, denn es könnte sich ja vielleicht doch noch als „very usefull“ erweisen. Großes Ausmisten ist angesagt, es finden sich allerdings auch interessante Dinge wie Tauchflaschen, Harpunen und Plastiktüten ohne Ende. Rechts von der Pantry liegt eine weitere Kabine mit der gleichen Ausstattung wie im anderen Rumpf, diese ist als Gästekabine vorgesehen. Zurück an Deck überwältigt mich dort jedes Mal wieder der enorme Platz der zur Verfügung steht. Selbst ein Schisser wie ich kann hier locker umhergehen und beide Füße nebeneinander setzen. Vorn zwischen den beiden Rümpfen und der Nase sind zwei Netze (Trampolins) gespannt, in die man sich herrlich hineinflätzen kann.
Bild: Entspannungsplatz

Unsere große Habanera


Wenn man an Bord kommt, fällt einem natürlich als erstes das wirklich großzügige Cockpit ins Auge. Der Tisch, der draußen zur Verfügung steht, ist größer als der daheim. Auch die Sitzgelegenheiten sind mehr als ausreichend. Durch die große Tür gelangen wir bequem ins Innere unseres Schiffes, Menschen ab 1,75m stoßen sich bevorzugt an der innen angebrachten Vorhangstange den Kopf. Gell Clausi??!! Vorbei sind für uns die Zeiten, in denen Taschen und Mensch nicht gleichzeitig passieren konnten. Schon steht man im Salon, der wiederum eine sehr große Sitzgruppe mit einem großen Tisch vorweisen kann. Dahinter ist gleich eine Schlafkoje von 1,40 x 1,90m. Rechts von der Sitzgruppe ist die Navi-Ecke. Die Ausrüstung mutet etwas altertümlich an. Ein GPS ohne Plotter, nur mit Datenanzeige, ein Anderes GPS mit Plotter. Radar und Amateurfunkgerät werden wir behalten. Satellitentelefon und Seefunktelefon fliegen raus. Rechts von der Navi Ecke gelangt man über einige Stufen hinab in den „Schlafrumpf“. Auf dem Weg in die vordere (unsere) Kabine befinden sich einige Schränke, Regale und Schapps. Die hintere Kabine soll ein Multifunktionsraum werden.
Bild: Cockpit

Unsere große Habanera


Sie ist 14,5 Meter lang und 8 Meter breit. Michis Depressionen sind verschwunden, denn unser neuer Mast ist sehr hoch. Wie jeder Katamaran hat sie zwei Rümpfe. Als wir von unserem Katamaran erzählten, dachten viele unserer Freunde an die hübschen kleinen Strandkatamarane und waren völlig fassungslos, dass wir damit auf große Fahrt gehen wollten. Wir erklärten ihnen dann, dass unsere Habanera viel Wohnraum zwischen den Rümpfen hat und konnten sie damit beruhigen.
Bild: Das neue Schiff in ganzer Größe

Wo ist unser Traumschiff?


Bei unserem dritten Messebesuch in Düsseldorf gab es auf einmal ein riesiges Angebot an Katamaranen. Ist ja klar, dass wir die anschauen mussten. Bei dem gebotenen Platz und der Helligkeit war selbst ich sprachlos. Das wäre doch auch was für uns. Der Gedanke ließ uns nicht mehr los. Dann begannen die Diskussionen, was eignet sich besser für unser Vorhaben, ein Rumpf oder doch besser zwei? Der Katamaran gewann.
Die ernsthafte Suche nach unserem Katamaran begann 2006. Wir hatten natürlich schon vorher das ein oder andere Auge auf die Annoncen in der Yacht geworfen, dass große AHA-Erlebnis war allerdings nicht dabei. Da hatte das Internet schon eine ganz andere Auswahl zu bieten. 2006 verlockte natürlich der für uns sehr günstige Dollarkurs, auch ein Auge auf Schiffe in Übersee zu werfen. Es dauerte gar nicht lang bis wir Kontakt zu einem Makler auf Tortola (BVI) aufnahmen. Im Jahr darauf machten wir uns auf den Weg, um uns dort einige Schiffe anzuschauen. Der Makler war sehr nett und bemühte sich rührend um uns. Von den angebotenen Schiffen waren wir allerdings etwas enttäuscht. Sie waren erst max. 6 Jahre alt, aber nicht unbedingt das was wir uns vorstellten. Vielleicht waren wir von unserer Wartungs- Crew in Kroatien verwöhnt oder die vorwiegend amerikanischen Charterer schert es wenig, wie sie mit den Schiffen umgehen. Ein weiterer Minuspunkt war, dass wir dass Schiff für sehr viel mehr Geld als geplant EU konform hätten nachrüsten müssen. Auch die noch zu zahlende Mehrwertsteuer hätte kräftig zu Buche geschlagen. Dadurch wäre die Ersparnis durch den günstigen Dollarkurs auf nahezu null geschrumpft.
Also weiter suchen. Michi wurde im Internet fündig. Mehr aus Spaß setzte er sich mit einem Makler in Verbindung, der einen Katamaran anbot, der in Nizza vor Anker lag. Auch wenn dieser viel größer war als vorgesehen. Außerdem war er teurer als die Angebote aus Übersee. Es entstand sehr schnell ein reger Kontakt zwischen den Beiden. Auch bei uns gingen die Diskussionen und die Rechnerei wieder los. Der Katamaran war wirklich sehr gut ausgestattet, er war EU konform und auch die Mehrwertsteuer war kein Thema mehr.
Etliche Mails später entschlossen wir uns, ihn im Juni 2008 zu besichtigen.
Der Makler vereinbarte ein Treffen und einen Probetörn mit dem Eigner. Mein allererster Gedanke war: S O V I E L S C H I F F….! Es ist natürlich auch völliger Blödsinn, damit anzufangen, eine Bavaria 32 mit einem 49 Fuß Katamaran zu vergleichen. Das sind zwei vollkommen verschiedene Welten. Wir bemühten uns zu Handlungszwecken unsere Begeisterung in Grenzen zu halten. Der Preis war uns einfach zu hoch. Wieder daheim gab Michi sein Angebot ab. Der Eigner hielt dagegen, war aber damit einverstanden, einen erneuten Termin mit uns und einem Gutachter zu vereinbaren. Im August gingen wir gemeinsam mit dem Gutachter an Bord, der das Schiff bis in den kleinsten Winkel kontrollierte. Als es dann zur Begutachtung des Unterwasserschiffs an Land gekrahnt wurde standen wir beide ganz ehrfürchtig da. Wirklich ein erhabener Anblick für uns. Der Gutachter hatte keine entscheidenden Mängel am Schiff finden können, soviel hatte er uns am Ende eines wirklich langen Tages noch mitgeteilt. Ansonsten verwies er auf sein schriftliches Gutachten, dass er uns so bald wie möglich zukommen lassen würde. Der Makler riet uns zum Abschied, unser Angebot deutlich zu erhöhen, wenn wir das Schiff haben möchten. Ausgerechnet bei mir brach dann der Hang zum Feilschen durch. Ich riet Michi dazu, nur einen Teil von dem mehr zu bieten als der Makler vorschlug. Warum sollte man bei einem Schiff anders handeln als bei Tomaten? Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass die Nachfrage nach einem so großen Schiff derart groß war. Der Eigner konnte ja immer noch ablehnen und wir konnten das Angebot noch erhöhen. Das schriftliche Gutachten kam natürlich viel später als gedacht. Danach gab Michi sein Gebot ab. Einige Tage später saß er völlig perplex vor dem Bildschirm des Computers, er konnte es einfach nicht fassen. Der Eigner hatte unser Angebot angenommen! Wir hatten gepokert und tatsächlich gleich gewonnen. Als ich nachfragte, was ich denn nun als Beraterhonorar bekäme, erntete ich allerdings nur einen bösen Blick.
Bild: Begutachtung des neuen Schiffes

Wo ist unser Traumschiff?


Als aus dem Kohlenpott stammend wusste ich natürlich genau wo man Schiffe findet. Auf der Boot in Düsseldorf, wo sonst? Bei dem Angebot blieb uns fast die Luft weg, bei den Preisen allerdings auch. Aber schon beim ersten Messebesuch fanden wir unser Traumschiff eine 52.2 Sun Odyssey von Jeanneau. Wie schaffen die es nur, soviel Platz zu bieten? Wir haben uns so viele Schiffe angeschaut, natürlich auch die sündhaft teuren Schweden, aber nichts konnte mit dem Raumangebot und dem Preis von Jeanneau konkurrieren. Das war es also, unser Traumschiff. Jahrelang hatten wir nichts anderes im Kopf als unsere „Sun“.
2003 kauften wir als Einstieg in unsere Seglerlaufbahn unsere erste Habanera, eine 10 Meter lange Bavaria 32, um im Urlaub das Leben auf dem Schiff etwas zu testen. Um die finanzielle Belastung gering zu halten und lange Anfahrten zu sparen, lief die Habanera in Pula (Kroatien) in Charter. Auch wenn Michi jedes Jahr bei Ankunft und Aufenthalt in Pula erneut in depressive Stimmung verfiel (unser Mast war der kürzeste am Steg), waren wir mit unserem Schiff sehr zufrieden. Selbst eine Fahrt über den Kvarner bei Bora mit bis zu 45 kn. Wind konnte ihr nichts anhaben. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir gleich auf große Fahrt gehen können.
Bild: Unser erstes Schiff

Unser Plan


Bevor die Gebrechen des Alters uns einholen, wollen wir das kühle und feuchte Deutschland verlassen und uns in angenehm warme Gegenden begeben. Da wir nicht sicher sein können, dass es uns an einem Platz dauerhaft gefällt, entschieden wir uns gegen den Kauf eines Hauses oder einer Wohnung in der Ferne. Auch wegen den möglichen juristischen Problemen und in vielen schönen Gegenden häufigen Wetterkapriolen. Wir ziehen auf zwei Kufen über die See und können damit viele verschieden Plätze anlaufen, bleiben so lange wir wollen (abhängig vom Wohlwollen der Behörden) und das Weite suchen, wenn es uns langweilig wird.
Für die Route haben wir keine festen Pläne und keine Zeitvorgaben. Sie wird diktiert von den Wetterlagen in den jeweiligen Revieren. Prinzipiell wollen wir erst das Mittelmeer besuchen, dann die Karibik. Von dort könnte es nach Argentinien gehen.
Wir haben immer wieder mal überlegt, ins Ausland zu gehen. In die Schweiz, nach Australien oder die arabischen Länder. Verdienst und / oder schöne Umgebung haben gelockt. Letztlich war alles im Gesamtpaket nicht so verlockend, dass wir unser bisheriges Leben dafür aufgeben wollten. Also blieben wir, sparten brav, um uns dann die „wirkliche“ Freiheit leisten zu können.
Bild: Palmenstrand

Über uns


Michael, geb. 1964, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Aufgewachsen im Voralpenland, Segeln gelernt auf dem Simssee. Landete gleich nach dem Studium in der Psychiatrie und kam nicht mehr raus. Abgesehen von einem kurzen Abstecher nach Garmisch-Partenkirchen immer in Haar bei München gearbeitet.
Bild: Mann am Steuer