Montag, 1. März 2010

Vorläufige Rückkehr

Wir waren ja gespannt zu erfahren, was in der Heimat alles für Gerüchte über uns kursierten. Und es hat unsere Erwartungen bei weitem übertroffen. Die Leser unseres Logbuches wissen ja Bescheid, aber für die anderen sei nochmals gesagt: Wir sind nicht gestrandet. Wir haben unser Schiff nicht versenkt und es auch nicht zersägt.
Die Entscheidung, unseren Ausstieg zu unterbrechen, fiel sehr kurzfristig. Ausschlaggebend war die Wetterentwicklung. Die Wetterbedingungen im Mittelmeer haben wir völlig unterschätzt. Wir haben immer wieder von Überwinterungen im Mittelmeer gelesen und gingen davon aus, dass dort das Klima auch in den Wintermonaten ganz angenehm wäre. Dem war nicht so. Das haben wir bereits im Laufe des Oktobers gemerkt. Als dann im November die Temperaturen nachts bis auf 5° sanken und tagsüber oft nicht über 10° hinaus kamen, wurde es richtig ungemütlich. Wir behalfen uns, indem wir uns in einige Schichten Kleidung packten und uns abends möglichst bald ins Bett unter die dicken Decken zurückzogen. Aber selbst dadurch konnten wir nicht verhindern, dass es überall im Schiff feucht wurde. Jeden Morgen waren die Wände unseres Schlafzimmers voller Wassertropfen. Auch das Kochen wurde immer schwieriger. Es mussten möglichst viele Fenster und Türen offen stehen, um nicht sämtliche Decken und Wände feucht werden zu lassen. Einem Öffnen stand entgegen, dass es immer früher dunkel wurde und sich so die Zeit der Mückenplage verlängerte. Diese Viehcher ließen sich von der Kälte nicht abschrecken, uns zu stechen. Zusätzlich schlug sich die Luftfeuchtigkeit sehr kräftig durch Taubildung nieder. Jedes Moskitonetz vor einem Fenster war ein idealer Feuchtigkeitsfänger mit der Folge, dass es ins Schiff tropfte. Nicht mal kräftiger Sonnenschein tagsüber schaffte es, das Schiffsdeck komplett zu trocknen. Und als wäre das alles nicht schon genug, nahmen die Regenschauer an Häufigkeit und Stärke zu. Da war an ein Lüften nicht mehr zu denken. So alltägliche Dinge wie Duschen wurden erschwert. Bei 10° nass in einem zugigen, ungeheizten Raum zu stehen ist gewöhnungsbedürftig.
Diese äußeren Bedingungen erschwerten zusätzlich unsere Reparaturpläne.
Wir haben uns natürlich übers Internet im gesamten Mittelmeerraum nach Alternativen umgesehen. Ein dauerhaft warmes Fleckchen haben wir nirgends gefunden. Außerdem waren wir für diesen Winter mit dem Schiff nicht mehr mobil, um das Weite zu suchen.
Wir hätten natürlich das Schiff für tiefe Temperaturen aufrüsten können. Heizung einbauen und Wände isolieren wäre technisch machbar. Aber das wollten wir einfach nicht. Es ist einfach nicht unser Plan, auf dem Schiff zu frieren. Wir wollen längerfristig dauerhaft in wärmeren Gefilden segeln.
Damit blieb auf die Schnelle nur der Rückzug aus dem Schiff. Uns in Griechenland ein Zimmer zu nehmen wäre eine Möglichkeit gewesen. Es hätte zusätzliche Kosten aufgeworfen und hätte nicht unbedingt eine Verbesserung bedeutet, da griechische Zimmer und Häuser heizungstechnisch und von der Isolierung her meist spartanisch eingerichtet sind. Alternativ haben wir überlegt, uns nach Thailand abzusetzen. Abgesehen vom Flug wäre das Leben dort günstiger gewesen und die Temperaturen sowie das Essen hätten keine Wünsche offen gelassen. Die Rückkehr nach Deutschland war das uns letztlich am sinnvollsten erscheinende Gesamtpaket. Der Winter war wie erwartet kalt, aber Frieren ließ sich weitgehend vermeiden. Durch die Möglichkeit des Geldverdienens entschlossen wir uns, das Verschließen einiger Fensteröffnungen mit Glasfaser und Polyesterharz von einem griechischen Handwerker erledigen zu lassen. Mit unseren Erfahrungen aus den neun Monaten an Bord wollten wir in Deutschland einiges Einkaufen, was in Griechenland nur schwer aufzutreiben gewesen ist.
Dass zurück in Deutschland nicht alles so klappte, wie wir es uns vorgestellt haben, ist der Aufhänger für weitere Berichte.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen