Freitag, 19. Juni 2009

16.06.09 Dienstag


Die Franzosen flüchten vor den Touristen ausgerechnet nach Sibari. Unglaublich aber wahr, anders kann ich mir die hohe Konzentration hier nicht vorstellen. Selbst auf dem Supermarktparkplatz standen heute sieben Autos mit französischen Kennzeichen, zwei davon sogar aus Paris. Selbst im Marinabus war ich die einzige Nicht- Französin. Kam mir etwas vor wie ein armer kleiner römischer Legionär. Nur gut, dass sie keinen Zaubertrank mehr haben…Nach dem Einkauf habe ich mich um noch versprengte Topcoatreste gekümmert und sie aus ihren dunklen Ecken gespachtelt. Gerade als ich die Trittleiter in der Werkstatt suchte, kam eine SMS von Michi, als hätte er gespürt, dass ich ohne seine Anweisung sein Heiligtum betreten habe. Michi im Kampf gegen die kroatische Bürokratie… Davon wird er selbst bestimmt noch einiges schreiben wollen. Unser Italienisch/Australischer Stegnachbar möchte uns morgen oder übermorgen auch verlassen, da er aus dem Marinabüro die Information hat, dass die Ausfahrt höchstwahrscheinlich noch diese Woche oder spätestens Anfang nächster Woche wieder gesperrt wird. Mir kann es nur Recht sein. Denn dann sind sie wenigstens Ende Juli mit der Arbeit fertig und wir können passieren.
Früh aufgestanden sind wir pünktlich an der Zollmole. Kein Vercharterer, keine Spedition. Schließlich kommt Elvis und scheucht uns gleich zum Hafenkapitän. Die freundliche Dame, mit der er sich unterhält, scheint nicht so zu wollen wie er. Zurück an der Mole kommt statt der angekündigten Dame der Spedition zwar ein Mann, der hat einen Zollbeamten dabei und sie kontrollieren, ob die Nummern auf den Papieren mit den Kennzeichen des Schiffes übereinstimmen. Besser gesagt, sie lassen sich von uns die Schiffsnummern vorlesen. Mit diesen Papieren stellt uns der Zollpolizist eine Crewliste aus und schickt uns zum Hafenkapitän, einen Stempel darauf abzuholen. Die freundliche Dame von vorher erklärt uns, dass die Chartergesellschaft Mist gebaut hat. Wir brauchen zur Ausreise eine „Technische Bescheinigung“. Sie hilft uns, den Antrag auf eine solche bei einer anderen Dame zu bekommen und auszufüllen. 10 € dürfen wir noch bezahlen und dann die freudige Nachricht des Tages. Der Beamte, der die Technische Bescheinigung ausstellen kann, kommt um 19.00 Uhr. Ohne den geht gar nichts. Lois zitiert Elvis herbei, der macht noch mal etwas Wind, erreicht aber auch nichts. So verbringen wir einen zweiten Tag mit Warten, nur diesmal im Schiff an der Zollmole. Weg dürfen wir nicht, es könnte ja der Mann wegen der Technischen Bescheinigung früher kommen. Meinte zumindest Elvis. Die einzige Abwechslung an der Mole sind die Lautsprecherdurchsagen. Die richten sich in Vogelsprache an die Möwen und sollten sie wohl verscheuchen. Null Reaktion bei den Möwen. Nachmittags dringt aus der nahen antiken römischen Arena Musik rüber. Ruderer ziehen ihre Bahnen durch das Wasser, die Flut kommt und so vergeht die Zeit wie im Fluge. Überpünktlich erscheinen wir beim Hafenkapitän. Der jetzt Diensthabende sieht sich unsere Papiere an, kassiert 25 €, haut seinen Stempel auf die Crewliste und schickt uns weg. Nix mit Technischer Bescheinigung. Die freundliche Dame vom Vormittag hat uns voll verarscht. Wahrscheinlich hat ihr das Auftreten von Elvis nicht gepasst. Wir fragen nicht lange, zeigen dem Zollpolizisten den Stempel und hauen ab. Angeblich nach Sibari in Italien. Tatsächlich um zwei Ecken zurück in die Marina. Eine Pizza Capriciosa wird die einzige Mahlzeit des Tages. Kurz nach Mitternacht setzt mich Lois am Bahnhof in Triest ab. Der nächste Zug Richtung Venedig und überhaupt geht um 04.30 Uhr. Im Sitzen dösend verbringe ich die Zeit bis dahin. Am Boden ausstrecken und möglicherweise den Zug verpassen will ich auch nicht.
Bild des Tages: Kleine Habanera an der Zollmole

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